Meditation im Alltag

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Meditation im Alltag

Wenn Meditation beginnt, das stille Meditationszimmer zu verlassen und die Bühne des Alltags zu betreten, dann findet Veränderung statt, die dich ganz erfasst!


    Meditation und Medien

    papamojo
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    Meditation und Medien Empty Meditation und Medien

    Beitrag von papamojo So März 14, 2010 3:48 pm

    Meditation wird von manchen Menschen als Abwendung von der Welt interpretiert.
    Der Meditierende, der zum Einsiedler wird oder hinter Klostermauern den Kontakt mit der Welt scheut, ist ein Bild, das vielen in den Sinn kommt.

    Welche Bedeutung hat Meditation im Kontext zur Welt?
    Der Einfluss, den die Welt auf uns Menschen hat, ist im Zuge des zunehmenden Einflusses der Medien immer größer geworden.
    Durch Fernsehen, Radio, Zeitungen und Internet werden wir rund um die Uhr mit Berichten, Meinungen und Interpretationen zu Geschehnissen überall auf der Welt konfrontiert.

    Ganz vereinfacht betrachtet, entspricht dies einer ständigen Lärmquelle, die auf uns einwirkt. Die Fähigkeit, sich grundsätzlich an Umstände zu gewöhnen und deren Wirkung als Empfindung zu relativieren, entspricht einer Art Abstumpfung.
    Der Vergleich mit dem Frosch, den man in einem allmählich wärmer werdenden Wasserbad schließlich zu Tode kochen kann, ohne dass er rechtzeitig die Flucht antritt, liegt nahe.

    Betrachtet man den permanenten Reiz, den Medien ausüben, könnte ich mich wie beim Beispiel des Frosches, einer ähnlichen Gefahr ausgesetzt sehen.
    Dieser Prozess der Gewöhnung ist nichts weiter, als ein zunehmendes Ausblenden des Reizes. Der Reiz wird immer weniger bewusst.

    Aber es geht im Grunde nicht um die akustische Komponente des Reizes, sondern um Abstumpfung ganz allgemein, die für mich zur Gefahr wird.

    Es geht um einen Abstumpfungsprozess, der nicht mehr bewusst wahrgenommen wird.
    Im selben Maße, wie der Reiz subjektiv seine Intensität verliert, verringert sich auch meine Wachsamkeit für im Reiz mitgelieferte Inhalte.
    Höre oder sehe ich immer wieder sich gleichende Inhalte, werden sie für meine vordergründige Wahrnehmung nach einiger Zeit immer weniger bewusst sein.
    Was allerdings die Aufnahmefähigkeit meines Unterbewusstseins angeht, sollte ich an dieser Stelle ganz besonders hellhörig werden! Das Unterbewusstsein ist für solche vordergründig ausgeblendeten Reize immer noch offen.

    Die vordergründige Ausblendung entspricht einer Schutzfunktion des Gehirns.
    Würden wir alle Reize, die auf uns einstürzen, immerzu bewusst erleben, würden wir wahnsinnig werden. Das Meiste, das über unsere Sinne in uns eindringt, wird an unserem bewussten Erleben vorbeigeleitet.

    Was hat das nun mit Meditation zu tun?
    Meditation ist grundsätzlich nichts Anderes als Wachsamkeit.
    Diese Wachsamkeit ist sowohl beurteilungsfrei, als auch frei in ihrer Richtung.
    Zwar ist Meditation der Wortbedeutung nach ein Fokussieren auf die eigene Mitte, aber damit ist nicht zwingend meine physische Mitte gemeint, der dann die Welt als der Mitte abgewandte Peripherie gegenüber stände.
    Mitte im meditativen Sinne meint den tiefsten und innersten Kern meines Wesens, um den sich Prägungen und Illusionen wie Staubschichten bilden. Zu diesen Illusionen gehören meine Überzeugungen, Urteile und Glaubenssätze über mich selbst, wie auch die Interpretation und die Definition dessen, was ich „Welt“ nenne.
    In diesem tiefsten und innersten Kern erfahre ich Wahrheit und Realität als ultimative Erfahrung des Hier und Jetzt. In der Erfahrung meines innersten Kerns verschwindet die Illusion des Getrenntseins vom Ganzen und es verschwindet die Illusion einer schicksalhaften Identifikation mit Körper und Gedanken. In diesem innersten Kern bin ich Liebe als Ausdruck klaren Selbst-Bewusstseins.

    Durch Meditation erzeuge ich mehr und mehr Wachheit und Bewusstheit
    für die Vorgänge, Muster und Strukturen in mir selbst und bringe damit Licht ins Dunkel. Diese Wachheit und Bewusstheit wird dann nicht nur auf meine innere Welt beschränkt bleiben, sondern mich auch wach und bewusst für die Einflüsse machen, mit denen ich über meine Sinne mit der Welt um mich herum in Kontakt bin. Wie weiter oben erwähnt, hat Wachheit keine festgelegte Richtung. Sie entwickelt sich in alle Richtungen.
    Wachheit und Bewusstheit lassen mich überhaupt erst einmal erkennen, dass durch äußere Einflüsse möglicherweise Abstumpfung geschieht.
    Habe ich diesen Kreislauf von Einfluss als Ursache und Abstumpfung als Wirkung erkannt, kann ich ihn verändern.
    Auch hier hilft mir Meditation:
    Je öfter ich in meditativem Erleben bin, desto klarer wird meine innere Stimme, die mir sagt, was ich tun kann. Diese Stimme ist gleichbedeutend mit innerem Wissen, das von Anfang an in mir schlummert. Es ist das Wissen von Generationen und es ist kosmisches Wissen. So seltsam das auch klingen mag, aber „kosmisches Wissen“ bedeutet nichts weiter, als die grundlegende Richtung kosmischen Erschaffens – und damit auch mein eigenes Schaffenspotential – zu erkennen und zu nutzen. Der Kosmos kennt keine Zerstörung, sondern nur Verwandlung. Der Kosmos kämpft nicht gegen seine Kinder, er verwandelt sie.
    Klarer ausgedrückt heißt das: Der Fokus liegt nicht auf dem, was verändert oder bekämpft werden soll, sondern er liegt auf dem, was entstehen soll.
    Habe ich in meinem Leben die Ursache für eine Wirkung erkannt, konzentriere ich mich nicht darauf, die Ursache zu bekämpfen und zu vernichten, sondern ich konzentriere meine Haltung darauf, wie meine neue Situation aussehen wird.
    Dieses Grundprinzip gilt für alle Bereiche des Daseins.

    Wie soll ich nun konkret auf meditative Weise mit der Welt umgehen?
    Wie eingangs schon angedeutet, geht es nicht darum, vor der Welt zu flüchten.
    Es geht zuallererst um das Erkennen von Mustern, Strukturen und Einflüssen.
    Erkenne ich, dass manche Menschen mir schaden, werde ich sie deshalb nicht bekämpfen, sondern meinen Blick woanders hinwenden. Das wird entweder zu einer anderen Umgangsform oder mich zu anderen Menschen führen.
    Erkenne ich, dass äußere Einflüsse, wie der unaufhörliche Strom von medialen Reizen, mich abstumpfen und mich unsensibel für mich selbst und meine innere Stimme machen, werde ich eine neue Situation visualisieren. Es kann dann sein, dass ich immer öfter eine andere Umgebung aufsuche. Ich kann mich mehr in der Natur aufhalten und den Fokus mehr auf Vorgänge in mir selbst und auf die Sensibilität meiner Sinne lenken.
    Ganz sicher werden in dieser Stille auch Fragen auftauchen. Es sind keine neuen Fragen, sondern nur solche, die bisher unterdrückt waren!
    Osho bezeichnete Meditation als rebellisch. Schließlich werden durch Meditation Prozesse und Strukturen aufgelöst, die Unfreiheit und Unterdrückung erzeugen.
    Ich beginne zu hinterfragen, zu zweifeln und mich innerlich von meinen bisherigen Glaubenssätzen zu befreien.

    Denken bekommt eine vollkommen neue Qualität.
    Zwar wird das Denken als Hindernis für Meditation angesehen, aber es stellt nur ein Hindernis dar, wenn es zum Selbstläufer wird und dabei unablässig vor meinem inneren Auge rotiert.
    Das Denken ist ein geniales Werkzeug! Kann ich mit einem Werkzeug nicht umgehen, wird es mir mehr schaden als nützen.
    Meditation beschert mir die Kunstfertigkeit, das Denken einsetzen zu können, wenn ich es brauche.

    Denken, das aus der Stille der Meditation entsteht, ist bewusstes Denken.
    Bewusstes Denken verliert sich niemals an Ideologien, Dogmen oder Verordnungen!
    Bewusstes Denken ist frei.
    Bewusstes Denken stellt alles in Frage.

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